Liebe Lovebirds,

Rilke! OMG. Ich könnte stundenlang seine Gedichte lesen. Lest ihr eigentlich noch Gedichte? Ich will euch jetzt eines (oder zumindest eine besondere Stelle daraus) vorstellen – und euch etwas dazu fragen: Es geht hier darum, seine Liebe loszulassen. Rilke dachte, das sei ganz leicht. Nun, er ist vor fast 100 Jahren gestorben. Und ich meine – widersprecht mir, wenn ihr das anders seht – dass uns heute das Loslassen doch so leichtfällt. Ich meine, wischen wir einander bei Tinder nicht weg wie die lästigen Fliegen? Rilke schreibt also:

 

Wir haben, wo wir lieben, ja nur dies:
einander lassen; denn dass wir uns halten,
das fällt uns leicht und ist nicht erst zu lernen.

 

Klar, als Rilke diese Zeilen verfasste, war das Verhältnis Mann-Frau noch sehr in Konventionen gefangen und z.B. die Ehe etwas nahezu Unauflösliches (Scheidung? War früher nicht nur gesellschaftlich verpönt, sondern aus religiösen und juristischen Gründen auch sehr schwer). Daher stammt vielleicht seine Idee der besitzlosen Liebe. Das heißt: Niemand kann einem gehören, Liebe ist immer frei. Aber heute, im Zeitalter der absoluten Unverbindlichkeit, würde Rilke den letzten Vers nicht genau anders herum schreiben?

 

Wir haben, wo wir lieben, ja nur dies:
einander halten; denn dass wir uns lassen,
das fällt uns leicht und ist nicht erst zu lernen.

 

Ich sehne mich so sehr nach einer neuen Verbindlichkeit. Ihr Euch auch?
Gehen wir gemeinsam glückwärts!

Eure Julia.

 


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Andrey Kiselev

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