… VON DANIEL OLIVER BACHMANN

 

Liebe Lovebirds,
der Autor und Weltenbummler Daniel Oliver Bachmann hat einen sehr bösen, sehr humorvollen und sehr ungewöhnlichen Roman über die Liebe, die Leidenschaft und das Abenteuer Leben geschrieben, der nicht nur kuriose Wendungen enthält, sondern auch tiefe Einblicke in die Psyche von Männern und Frauen gewährt. Es ist bei unserem Pairing Partner dotbooks erschienen und trägt den schönen Titel: »Freiheit für Anfängerinnen«. Worum geht es? Der Klappentext gibt darüber Auskunft:

Man sagt es nicht gerne, aber Theo war ein Schwein. Nicht nur, dass er den 50. Geburtstag seiner Ehefrau durch einen plötzlichen Herzinfarkt ruiniert hat – kaum ist er unter der Erde, stehen die Schuldner bei Martha Schlange. Wofür brauchte der auf den ersten Blick so biedere Weinhändler all die Kredite? Wie sich herausstellt, hat Theo seine Ausflüge nach Italien nicht nur genutzt, um edle Tropfen einzukaufen, sondern auch, um diverse Geliebte zu beglücken. 35, um genau zu sein. Und Kinder haben die meisten auch. Das wäre nun der passende Moment für einen kleinen Nervenzusammenbruch –aber Martha beschließt: so nicht! Kurzentschlossen macht sie sich auf den Weg, um jenseits der Alpen nach dem Rechten zu sehen. Doch das hat ungeahnte Folgen …

Und wie liest sich das Ganze? Hier ein Auszug aus dem ersten Kapitel:


 

„Eine Frau ab fünfzig braucht keinen Sex“, sagt Frau Streewitz. Sie streichelt den Kopf des kleinen Hündchens, das aus ihrer Handtasche lugt. Ich lächle höflich, nicke höflich, denke: Blöde Kuh, du hast doch keine Ahnung. Doch was ich sage, klingt ganz anders. Was ich sage, ist: „Was darf’s denn sein, Frau Streewitz? Einen Châteaux Montpierre, wäre ein Châteaux Montpierre genehm?“
Frau Streewitz sagt: „Den letzten Sex hatte ich mit neunundvierzig, mit dem Gärtner, stellen Sie sich das mal vor. Da war Kai-Uwe beim Chefarztkongress in Lüdenscheid. Den musste man dann entfernen. Den Gärtner, meine ich.“
Frau Streewitz steht in meinem Geschäft, im Weinparadies Sommer – exquisite Weine für den erlesenen Geschmack – und kann sich nicht zwischen einem Châteaux Montpierre für 92 Euro die Flasche, einem Sette Ponti Oreno für 44 Euro die Flasche oder einem Bertolè Notte Insieme für 82 Euro die Flasche entscheiden.
„Wie auch immer“, sagt sie. „Ich brauche vier Kisten. Kai-Uwes Kollegen können ja so was von bechern.“
Kai-Uwe ist Stuttgarts führender Herzspezialist. Seine Kollegen, sagt Frau Streewitz, können eine löchrige Leber entlöchern, einen verstopften Darmausgang entstopfen oder eine ausgeleierte Vagina verengen. Vor allem aber können sie saufen.
„Saufen“, sagt Frau Streewitz, „können sie am allerbesten.“
Sie schaut mich durch ihre diamantumkränzte Designerbrille forschend an und erwartet eine Reaktion. Sie sagt so laut, dass es jeder im Laden hören kann: „Erzählen Sie mir nur nicht, dass sie noch Sex haben mit dem da.“
Der da ist mein Mann Theo. Er sitzt hinten im Büro und sollte die Buchhaltung machen. Was er stattdessen tut, ist, Erotikfotos downloaden. Im Weinparadies Sommer bin ich die Chefin, und ich kenne alle Geheimnisse. Auch die meines Mannes.
„Selbstverständlich haben wir Sex“, sage ich, und die Streewitz lächelt mit schiefem Mund, die falsche Schlange. Lächelt und sagt: „Das ist ja nett. Ich hoffe doch, guten.“
Zehn Jahre ist es her, dass ich guten Sex hatte. Das war an meinem vierzigsten Geburtstag. Den letzten Sex hatte ich vor acht Jahren. Den hatte ich mit Theo. Gegen meine Augenringe hilft Visible Eye Perfection mit Vitamin K. Gegen meine Schlaflosigkeit helfen Vivinox Sleep Stark Tabletten. Gegen unsere sexlose Zeit soll dieser Abend helfen. Denn heute ist mein fünfzigster Geburtstag. Und es ist der Tag unserer Silberhochzeit. Ich habe große Pläne. Ich werde Theo verführen. Nach acht Jahren werden wir wieder Sex haben, mit etwas Glück sogar guten. Ich werde Theo mit einem Bertolè Notte Insieme bezirzen, denn bei diesem Wein ist der Name Programm. Er bringt Samt und Seide auf die Zunge, er hat Tiefe und einen langen Abgang.
„Ich nehm einfach den Teuersten“, sagt Frau Streewitz. „Vier, nein, besser fünf Kisten. Lassen Sie liefern.“
Sie zahlt mit der Kreditkarte von Kai-Uwe. Ich halte ihr die Tür auf, sie stolziert hinaus. Obwohl ich größer bin als sie, schaut sie auf mich herab.
„Eine Frau ab fünfzig braucht keinen Sex“, sagt sie und streichelt ihr Hündchen. „Eine Frau ab fünfzig braucht ein Haustier.“

 

 

 


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