Nicole Roesler


 

Liebe Lovebirds,

 

unsere Autorin, Stilikone und Marketing-Guru, die mit dem „German Design Award“ ausgezeichnet wurde, hat sich Gedanken zum Thema „Sehnsucht“ gemacht, das wir ja alle mehr oder weniger kennen, mit dem wir aber nicht immer in geeigneter Weise umgehen können. Hier also ihre Erkenntnisse.

Ich hoffe, dass eventuelle Schmerzen nach der Lektüre dieses Textes nicht mehr so groß sein werden!

 

Eure Julia.


 

Wer kennt sie nicht, diese bittersüße Sehnsucht, das intensive Gefühl, den drängenden Wunsch nach etwas, was wir gerade nicht – vielleicht sogar nie ­– haben können? Wenn wir in einer Beziehung sind, sehnen wir uns vielleicht nach einem freigeistigen Single-Dasein und Polyamorie. Sind wir Single, wünschen wir uns möglicherweise eine Beziehung mit „The one and only“. Sind wir beruflich im Hamsterrad, wollen wir nicht als Freiheit. Sind wir frei und in der Selbständigkeit gefordert, schätzen wir plötzlich die Sicherheit.

Wo immer wir sind, was immer wir tun – viele von uns wünschen, ein anderes und vollkommeneres Leben zu führen; das zu finden, was im gegenwärtigen Leben fehlt. Und die Medien: Sie machen uns vor, wie das perfekte Leben und die wahre Liebe auszusehen haben. Aber was ist schon ein perfektes Leben? Welche Liebe ist die richtige und welche nicht? Ist nicht alles eine große Illusion? Wir müssen den Weg durch die Wildnis zu unserer eigenen Wahrheit finden. Ohne Kompass oder Navi. Und solange wir auf der Suche sind, begleitet uns die Seelendroge Sehnsucht.

Die Sehnsucht ist ein nagendes Gefühl aus Schönheit und Schmerz. Sie ist eng verbunden mit Liebe, Lust bis hin zu Leid und: Leidenschaft.

Was ich nicht haben kann, ist begehrenswert. Die Begierde danach – sie kann uns süchtig machen, schwermütig und verzweifelt. Haben wir einen Moment lang das Gefühl, sie erfüllt zu bekommen, sind wir in traumtänzerischer Trance. Die Erfüllung unserer Sehnsucht macht süchtig. Die verzweifelte Suche nach ihr krank.

Wie aber hängt nun die Sehnsucht zusammen mit der Liebe, der Lust, der Leidenschaft und dem damit verbundenen Leid?

 

Die Sehnsucht des Körpers manifestiert sich in der Lust. Sie macht uns schwindlig, süchtig nach einem Gefühl, das so schön und süß daherkommt, dass es unstillbar ist.

Die Sehnsucht der Seele manifestiert sich in der Liebe. Ihrem Kern entsprechend zumeist zu Menschen, Momenten, ja sogar Dingen, die wir nicht halten können. Was und wen können wir schon wirklich besitzen und behalten?

Wenn sich Lust und Liebe vereinigen, entsteht eine magische Verbindung. Sie ist rar und eine gleichzeitig unerklärliche, atemberaubende, aber auch gefährliche Droge. Wird sie uns entzogen, ist das Leid für unsere Seele und unseren Körper unermesslich.

Mein sehr weiser Religionslehrer sagte einmal: Glücklich ist, wer seine ideale Droge niemals gefunden hat. Und wenn nun die Sehnsucht selbst die Droge ist, und die Menschen, in die wir sie hineinprojizieren gar nicht unserer Idealisierung entsprechen können? Dann wird aus der Sehnsucht eine Obsession und aus unserem Leben und Lieben eine Achterbahn.

Doch die Sehnsucht hat auch etwas Gutes. Sie zeigt uns jene Punkte auf, an denen unser Leben und unsere Seele noch nicht zusammenfließen. Ihrem Drängen nachzugeben, kann Erfüllung bringen und uns glücklich machen. Wir können aber auch in unser Verderben rennen.

Die Heilung:  Da gibt es leider kein Pauschalrezept in der Apotheke unserer Seele. Wir suchen und finden sie gelegentlich durch „Trial & Error“. Dem Glück zu vertrauen kann zäh wie Morast und zeitaufwendig sein. So es überhaupt unseren Weg kreuzt. Besser, wir versuchen aus eigener Kraft, unseres Glückes Schöpfer zu sein. Hören wir auf unser Herz und folgen ihm, nicht den mehr oder weniger guten Ratschlägen unserer Familien und Freunde. Wir selbst sind die Einzigen, die ihr Leben so gestalten sollten, dass wir es glücklich genießen. Diesen Weg kann uns keiner abnehmen. Und oftmals führt er über Umwege und unorthodoxe Entscheidungen zum Ziel. Die Zutaten zum Finden, wonach sich unsere Seele sehnt, sind Mut, Disziplin, Durchhaltevermögen und Glauben an uns selbst und das Begehren das in uns brennt – gepaart mit Vertrauen in unsere Intuition, dem inneren Wissen, das wir alle haben, so wir darauf hören. Auch unser Verstand sollte uns auf unserer Seelenreise begleiten damit wir nicht den Boden unter unseren Füssen verlieren.

 

Wir können unser Glück, wahre Liebe, Lust und Leidenschaft finden. Unsere tiefsten Wünsche erfüllen. Doch ein Quantum bittersüßer Seelenqual ist unvermeidlich!  Eine verkraftbare Portion Sehnsucht ist die Zutat, die uns antreibt. Zuviel Zufriedenheit macht uns satt und träge. Sind wir nicht immer dann am besten, wenn wir uns über Klischees und Konventionen hinwegsetzen, Hürden als Herausforderung, Krisen als Chancen erkennen und um das kämpfen, wonach sich unsere Seele sehnt?

Let’s keep on fighting!

 

 

 


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