Warum ergreifen einen ab und zu schreckliche Selbstzweifel? Obwohl ich meist sehr ausgeglichen und ein humorvoller Optimist bin. Bringt mich doch ab und zu eine Kleinigkeit aus (vor allem) meinem Arbeitsumfeld stark ins Schwanken. Dann quält mich der Gedanke fast – ein besserer Mensch sein zu wollen. Nicht ich sein zu wollen. Und das obwohl ich die 40 Lebensjahre längst überschritten habe. Da sollte ich mich doch nicht immer wieder aus der Bahn geworfen fühlen? Mein Partner versteht meine Zweifel nicht. Zum Glück liebt er mich wie ich bin und ist stolz auf mich. Wie ist man ausgeglichen?

Anja


 

MoonHee:

Liebe Anja,

hin und wieder an sich selbst zu zweifeln und ein besserer Mensch sein zu wollen ist lobenswert. Beides macht einen bewussten und reflektierten Menschen aus. Dein Freund kann zu recht stolz auf dich sein. Ich kenne dich nur ein wenig, aber sei stolz auf dich! Du hast Fragen, du denkst nach und du hast Mut dazu zu stehen. Das ist sehr schön und ein guter Anfang dir selbst mehr zu vertrauen.

Ausgeglichenheit ist eine innere Stärke, die man sich einerseits erarbeiten muss –gerade in unserer schnelllebigen Welt – und anderseits aber auf Loslassen beruht. Die Kunst der Ausgeglichenheit liegt im richtigen Maß der Dinge. Frieden oder Liebe, beide bedingen einander, kann niemals durch Härte bzw. durch Extreme erreicht werden. Es gibt diese wunderschöne weise Aussage: „Kämpfen für den Frieden ist wie für die Stille zu schreien.“ Das macht für jeden Sinn.

Kämpfen ist immer die falsche Lösung bzw. ist keine Lösung. Weil es destruktiv ist und nicht konstruktiv. Deshalb darf „erarbeiten“ nicht als ein Kämpfen verstanden werden, sondern als die Liebe zu sich selbst, die sich Wege bzw. Chancen sucht, sich zu offenbaren und zu entfalten. Kann sie das nicht, so entstehen innere Unruhen und Selbstzweifel. Und das ist gut so. Nur so kann man die Liebe zu sich selbst, die unmittelbar mit der Liebe zu anderen einhergeht, und die damit verbundenen Potenziale entdecken. Der beste Weg ausgeglichen zu sein, ist großzügig zu sein – mit sich selbst und mit der Welt! Was nützen alle Hilfsmittel und Techniken, wenn das Herz verschlossen oder nur für ganz bestimmte Menschen offen ist. Ein nicht offenes Herz bedeutet an Grenzen zu stoßen – innen wie außen. Nicht nur, dass sie uns zu Verzweiflung bringen; sie lassen uns nicht in die Weite des Herzens bzw. in eine liebende Großzügigkeit kommen, die jedoch für unseren inneren Frieden essentiell ist. Wir müssen erkennen, dass Niemand uns Grenzen setzt, außer wir uns selbst. Mit Großzügigkeit durch das Leben zu gehen, eröffnet neue Perspektiven und eine WEITE, in der man nicht verloren geht, sondern sich selbst in allem und anderen wiederfindet. Nichts geht verloren, aber alles wird gewonnen.

Liebe Anja, überlege dir, was Großzügigkeit in deinem Fall bedeutet und handle danach. Genieße deine neue Ausgeglichenheit und lächle, wenn es anderen nicht immer gelingen mag, denn wir alle sind nur Menschen. Wir alle versuchen unser Bestes zu geben, auch wenn es nicht immer so scheinen mag.

 

Alles Liebe Moonhee,
Mögen alle Wesen glücklich sein.