Liebe Lovebirds,

Südtirol ist ein magischer Ort. Irgendwie italienisch, aber auch gleichzeitig österreichisch resp. deutsch. Das liegt natürlich an der wechselreichen Geschichte, die wiederum durch die geopolitische Lage herausgefordert wurde. Viele Südtiroler selbst fühlen sich nur als Südtiroler mit einer eigenständigen Sprache (Ladinisch). Aber alle haben sie das Beste von ihren Nachbarn übernommen, so dass, was z.B. die Hotellerie und die Gastronomie betrifft, auch das Beste fast überall vorhanden ist – z.B. in Corvara im Gadertal, wo ich zwei schöne Häuser für Euch gefunden haben, wie Ihr gleich erfahren werdet.

Eure Julia.


 

Die Perlen von Corvara

Eigentlich besteht der auf 1568 Metern in den Südtiroler Dolomiten gelegene Ort Corvara fast zur Gänze aus Hotels, Pensionen und Apartmenthäusern. Das liegt daran, dass er ein Teil des Tourismusverbandes Alta Badia ist, einem Skigebiet, das mit 95 Pisten seinesgleichen sucht. Doch mittlerweile ist diese Region nicht nur eine Winter-, sondern auch eine Sommerdestination, in der es sich vortrefflich wandern und bergsteigen lässt. Die Hochebenen sind fast allesamt erschlossen, so dass es möglich ist, zu Fuß oder mit dem Lift die grandiosen Ausblicke über das weite Land der Berge zu genießen. Als Ausgangspunkt sind das Hotel „La Perla“ oder sein Schwesternhaus, das „Berghotel Ladinia“, nicht nur, weil sie ganz in der Nähe der Lifte „Col Alto“ und Boé liegen, von denen aus man großartige Bergwanderungen unternehmen kann (z.B. zum Col de Lana oder zum Piz Boé), vorausgesetzt, man hat die richtige Ausrüstung; sondern auch, weil sie ein familiäres Ensemble darstellen, das seinesgleichen sucht. Ernesto Costa, der Großvater der jetzigen Inhaberbrüder Michil und Mathias Costa, legte den Grundstein mit der Ciasa Vedla, wo heute jeden Donnerstag ein Empfang für die Gäste der beiden Hotels gegeben wird, bei denen man einen guten Einblick in die von Armut geprägte Welt dieser Gegend vor 150 Jahren erhält – eine Art lebendiges Heimatmuseum.

Perfekt für Paare

 

Das „La Perla“ hingegen zeigt die Entwicklung vom Skiresort zum Luxushotel der Jetztzeit, auch wenn man hier auf den gegenwärtig angesagten Minimalismus verzichtet und sich eher der bäuerlichen Tradition verpflichtet fühlt. Überall spürt man die Handschrift der Costa-Brüder (und deren Eltern), die sich um jedes noch so kleine Detail kümmern. So kommt es, dass hier nichts dem Zufall überlassen wird, und das gesamte Haus mit seinen riesigen Romantik-Zimmern zwar noch vom Charme der 80er und 90er Jahre geprägt, aber dafür so schön und liebevoll gestaltet ist, dass der Gast spürt: hier kümmert man sich in der Tat um sein geistiges, seelisches und körperliches Wohl. Ein solch holistisches Treatment verfehlt seine Wirkung nicht. Schon nach der ersten Nacht fühlt man sich wie neugeboren. Das mag auch am grandiosen Panorama liegen, denn das bis zu 2655 Meter hohe Sassongher-Massiv überwölbt mit seinem rötlichen Fels alles, was unter ihm liegt, doch es wirkt nicht bedrohlich, sondern einladend. Ebenso wie das, was man im „La Perla“ findet: das Essen, welches der apulisch/ladinische Chef Nicola Laera zubereitet (unbedingt reservieren im „La Stüa de Michil“ – dem Sternerestaurant mit nur 34 Plätzen in romantischer Atmosphäre), die Betten, der Service, die kleinen und großen Aufmerksamkeiten; und das im „Berghotel Ladinia“ in kleinerer Form ebenso geboten wird, für Paare fast noch eine Spur romantischer (und günstiger!).

Ökologische Nachhaltigkeit

Das Wichtigste, das es hier gibt, aber ist für mich der Versuch der Verwirklichung der Gemeinwohl-Ökonomie des österreichischen Vordenkers Christian Felber. Diese beruht „auf denselben Verfassungs- und Grundwerten, die unsere Beziehungen gelingen lassen: Vertrauensbildung, Wertschätzung, Kooperation, Solidarität und Teilen“ und ist „einerseits eine vollethische Marktwirtschaft und zum anderen eine wirklich liberale Marktwirtschaft.“ Das beginnt bei der Menschenwürde in der Zulieferkette, führt über ethische Haltung im Umgang mit Geldmitteln und endet bei der Transparenz und gesellschaftlichen Mitentscheidung. Schon deshalb hat man hier das Gefühl, in einer Welt geborgen zu sein, die mehr gibt als sie nimmt und die, als wäre es das Natürlichste auf Erden, sich Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Die Costa Familie macht damit ernst und versucht auf vielfältige Weise diese Vorgaben umzusetzen, sei es in der eigenen Stiftung, welche sich vor allem um Projekte in Afrika kümmert (www.costafoundation.org) oder sei es beim Frühstück, wenn die Gäste dezente Hinweise erhalten, dass jährlich 50 Milliarden Tiere geschlachtet werden und man doch mal überlegen sollte, seinen Fleischkonsum zu reduzieren, zumal dieser für das Schwinden der Ressourcen Boden und Wasser sowie für den Klimawandel mitverantwortlich ist. Diese Aufklärung geschieht nicht diktatorisch, aber immerhin so nachhaltig, dass viele Gäste im Frühstücksraum für die neuen Inspirationen dankbar sind – auch, wenn sie als Paten für Bäume gewonnen werden, die von der Familie Costa an sie verschenkt werden, wenn sie ein veganes Abendmenü zu sich nehmen. Nach dem großen Sturm von 2018, dem über 100.000 Bäume zum Opfer fielen, soll damit auch eine Sensibilisierung für die vom Menschen verursachte Waldabholzung stattfinden. Jeder Gast, der sich an dieser Aktion beteiligt, erhält ein Zertifikat und wird regelmäßig über das Leben und die Entwicklung „seines“ Baumes auf dem Laufenden gehalten. Man kann ihm auch einen Namen geben, ihn jemanden widmen und ihm beim Wachsen zusehen. Was für eine schöne Idee!

Die Costa-Häuser sind eben mehr als nur luxuriöse Herbergen. Sie sind der Versuch, das, was in unseren Köpfen fehlt, wiederzubeleben, damit vielleicht doch noch die schönste aller Welten entstehen kann.


 

Hotel La Perla
Strada Col Alt 105
I – 39033 Corvara (BZ)
Alta Badia, Dolomites, Italia
T: +39 0471 831 000

info@laperlacorvara.it
www.laperlacorvara.it

 

Berghotel Ladinia
Pedecorvara, 10
I – 39033 Corvara
Alta Badia, Dolomites, Italia
T: +39 0471 836 010

info@berghotelladinia.it
www.berghotelladinia.it