Vom Ende des Geschlechterkampfs

Dr. Karl-Heinz Rauscher

 


 

Liebe Lovebirds,

unser Experte, Dr. Karl-Heinz Rauscher, den Ihr in seinem Webinar „Achtsamkeit in der Liebe“  (ab 11.11.2020 buchbar) noch besser kennenlernen könnt, beschäftigt sich im folgenden Beitrag mit dem Thema „Gegenseitige Hochachtung“, durch welche der Geschlechterkampf in den Orkus der Geschichte geworfen werden kann. Lasst Euch darauf ein – und Ihr werdet sehen, wie schön und erfüllend das ist, was hier propagiert wird.

Eure Julia.


 

Dr. Karl-Heinz Rauscher  

Hochachtung gebührt grundsätzlich jedem Menschen als Anerkennung dafür, wer er ist: ein Mensch unter Menschen, Bürger der Menschheit. Sie erkennt an, dass das Gegenüber dasselbe Recht auf Dasein hat und dem Großen und Ganzen genauso wichtig ist, wie man selbst.
Gleichzeitig darf man vom anderen ebenfalls Hochachtung erwarten und fordern.

Das eben Gesagte gilt auch und in besonderem Maße in der Beziehung zwischen den Geschlechtern. Denn die Grundlage für das Glück in der Paarbeziehung ist die gegenseitige Hochachtung. Damit ist Begegnung auf Augenhöhe möglich, die den Partner als gleichwertige Facette derselben Ganzheit erkennt. Die Sehnsucht, diese Ganzheit in der geglückten Vereinigung zu erleben, bringt die Liebespartner zueinander. Die Einheit ist das Ziel, gegenseitige Hochachtung die Voraussetzung.
Typische kollektive Traumen, die hier störend eingreifen, sind die religiös motivierte Mißachtung des Weiblichen, die Wiederauflage von internationalen und nationalen Kriegen und Konflikten in der Paarbeziehung und die Folgen der Mißachtung des Männlichen als Kriegsfolge. Über die historischen, gesellschaftlichen und religiösen Hintergründe könnte man ganze Bücher schreiben.
(Lesen Sie dazu den ausführlichen Artikel „Kollektives Trauma“ von Dr. Karl-Heinz Rauscher: https://rauscherblog.com/2018/01/09/kollektives-trauma/ )

Die Missachtung, Degradierung und Abwertung des anderen Geschlechts geschieht auf beiden Seiten und ist ein weltweites Problem. Die Vorgänge in der Silvesternacht in Köln zeigen das deutlich, sie sind aber nur die Spitze des Eisbergs.
Letztendlich ändert sich nur etwas, wenn man selbst aufhört, den inneren und äußeren Aufrufen zur Abwertung des anderen Geschlechts zu folgen, und Hochachtung vor dem Gegenüber in sein Herz einziehen lässt. Nicht irgendwann, sondern jetzt, in diesem Augenblick.

Ihre innere Einstellung ist der einzige Ort, an dem Sie über diese Macht verfügen. Dort können Sie etwas umgestalten. Damit ändert sich allerdings alles. Sie werden andere Erlebnisse haben.

Als erster Schritt zur Änderung der eigenen inneren Einstellung dem anderen Geschlecht gegenüber dient die Schärfung der Wahrnehmung. Um Gedanken zu ändern, muss man sie zuerst wahrnehmen. Es existiert eine Gedankenschicht unterhalb des Bewusstseins, ein Gedankenprogramm, das aus Gewohnheit „under cover“ läuft. Doch jeder Gedanke hat Auswirkung, egal ob er Ihnen bewusst ist oder unbewusst einfach nur sein „Unwesen“ treibt.
Nehmen Sie wahr, was Sie über das andere Geschlecht denken. Falls Sie auf eine noch so kleine Abwertung treffen, lassen Sie sie fallen und ersetzen sie durch Hochachtung, egal was in der Vergangenheit (dazu zählt auch die letzte Minute) geschehen sein mag.

Damit lösen Sie Ihr Ticket in den „Circle of all“, in dem Sie auch dem anderen Geschlecht auf Augenhöhe begegnen. Jeder hat denselben Wert, dasselbe Recht da zu sein, dasselbe Recht auf Hochachtung.
Warten Sie nicht, bis der andere beginnt, Hochachtung zu entwickeln. Über Ihre Mitmenschen haben Sie keine Macht. Auf die Veränderung der anderen zu warten, ist nutzlos. Fangen Sie bei sich selbst an.

Interessant ist die Vorstellung, wie die Welt aussehen würde, wenn alle Menschen gegenseitige Hochachtung entwickeln würden:
Niemand würde beleidigt, niemand berührt, der nicht berührt werden will. Sexismus am Arbeitsplatz würde der Vergangenheit angehören. Alle diskriminierenden Witze über das andere Geschlecht würden verstummen. Die Tatsache, dass Mann und Frau zusammengehören wie alles sich Ergänzende und dass sie nur gemeinsam eine Einheit erleben können, die beide beglückt, würde breite Anerkennung finden.
Die Liebe zwischen zwei Menschen würde hoch geachtet werden, egal ob in oder außerhalb der Ehe. Ihre Frucht, das neue Leben, würde von allen geschützt. Niemand würde ausgegrenzt oder bestraft, weil er liebt.

Dort, wo ein einzelner Mensch Hochachtung vor dem anderen Geschlecht in sein Herz einziehen lässt, beginnt der Frieden. Dieser einzelne Mensch ist man immer selbst, nie der andere.

Wenn Sie selbst erleben wollen, wie sich Hochachtung anfühlt, machen Sie folgende Übung:

Nehmen Sie sich in einer ruhigen Atmosphäre eine Viertelstunde Zeit. Lassen Sie Hochachtung dem anderen Geschlecht gegenüber in Ihr Herz einziehen, egal was in Ihrer Kultur in den letzten 2000 Jahren geschehen sein mag.

Dann investieren Sie eine weitere Viertelstunde und lassen Hochachtung Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin gegenüber in Ihr Herz einziehen, egal was sich in der Vorgeschichte Ihrer beider Familien oder Ihrer beider Nationen ereignet hat, und egal, was in Ihrer Beziehung bisher geschehen sein mag.

Sie werden sehen: Hochachtung vor dem jeweils anderen Geschlecht wirkt befreiend. Und was kann unsere Seele fröhlicher machen als die Tatsache, dass sie nicht mehr belastet ist und sich ganz der Liebe hingeben kann …

 


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