Liebe MoonHee,

ich habe eine Frage an dich, die sicher viele Frauen bewegt. Woran liegt es, dass ich nicht den passenden Partner finde? Ich meine die richtige Liebe. Können wir überhaupt noch Lieben?

Conny


 

MoonHee:

Liebe Conny,

die Frage, ob wir überhaupt noch lieben können oder nach wahrer Liebe, ist eine Frage nach Wahrheit, die wir heute, vor allem in der westlichen Konsumgesellschaft, gerne verdrängen. In unserer schnelllebigen Zeit mit seinem Angebot an Ablenkung, sozialen Medien und der Zerrissenheit zwischen Konformität und Individualität ist der Begriff Liebe inflationär geworden. Wir wollen alles sein und alles haben und zugleich fürchten wir uns vor diesem Alles. Es macht uns Angst – da wir es nicht fassen und nicht kontrollieren können. In dieser übergroßen Furcht bzw. Überforderung lebend, ist die wahre Liebe heute zu einer Liebe to go verflacht. Die Liebe mag zwar in kleinen tragbaren Portionen handlich sein, in dem Sinne, dass wir sie so besser für unsere Zwecke und Unzulänglichkeiten missbrauchen und korrumpieren können, jedoch hat sie in dieser ihr aufgezwungenen „Kleinheit“ ihre essentielle Eigenschaft als einheitsstiftendes Ganzes verloren.

Liebe bedeutet zwar teilen, aber nicht Teile. Sie ist Mitteilung, aber nicht Teilung. Es liegt in der Natur der Liebe Einheit zu sein und nicht Trennung. Einheit ist also Grenzenlosigkeit und Offenheit schlechthin. Zu lieben heißt offen zu sein und über Grenzen hinaus zu gehen. Von wahrer Offenheit kann aber nur die Rede sein, wenn alle persönlichen Abneigungen sowie bestimmte Vorstellungen nicht mehr greifen. Das schließt auch das Loslassen vergangener negativer Erfahrungen und Prägungen mit ein. Wahre Liebe ist immer jung und kann weder auf verdorrte alter Erde wachsen noch erblühen. Das will sagen, dass das Finden der wahren Liebe in der Unschuld des neuen Augenblicks liegt. – Und dafür muss man bereit bzw. offen sein. Die Liebe selbst ist ein ewiges Erstaunen, welches nicht erzwungen werden kann, aber ganz von selbst geschieht, wenn das Herz aufrichtig an sie glaubt. Wahre Liebe verlangt nichts. Sie ist ein Geschenk des Himmels und dieser ist grenzenlos. Die einzige Vorraussetzung für die wahre oder große Liebe ist das Vertrauen in sie.

Die Tragik des modernen und globalen Menschen ist, dass er sich nach Einheit und Ganzheit sehnt, dass er für alles offen erscheint, es jedoch in seiner Selbstrationierung nicht ist. Erst durch die Aufhebung der eigenen Selbstbeschränkung kann der Zauber der wahren und einen Liebe in seiner Gänze wahrhaft wirken. Anders gesagt: Zum Lieben gehört Mut und den Mutigen gehört die Welt.

 

Also sei mutig, lebe und liebe

Moonhee

 

Mögen alle Wesen glücklich sein