Liebeskummer

[ds_preview]

Was mache ich, wenn ich dem Ex begegne?

Wenn wir nicht in einer anderen Stadt als unser Ex leben oder uns in völlig verschiedenen Kreisen bewegen, wird es irgendwann so weit sein. Vielleicht passiert es auf der Party eines gemeinsamen Freundes, eines Abends in der Schlange vor der Kinokasse oder auch im Fitnessstudio. Plötzlich steht der Ex vor uns und wir müssen irgendeine Reaktion zeigen.

Je nachdem, wie gut Sie Ihren Liebeskummer schon verarbeitet haben, wird Ihnen diese erste neutrale Begegnung leichter oder schwerer fallen. Vielleicht nehmen Sie zur Kenntnis, dass er immer noch seine alte Lieblingslederjacke trägt. In anderen Bereichen hat er sich vielleicht verändert, hat zu- oder abgenommen oder eine andere Frisur. Der Mann, mit dem Sie einst viel Zeit verbrachten, ist Ihnen immer noch vertraut, gleichzeitig aber auch fremd geworden.

Bei der ersten neutralen Begegnung kann es passieren, dass plötzlich wieder Gefühle hochkommen, die Sie schon längst vergessen glaubten: Wut, Ärger oder auch Traurigkeit. Wenn Sie noch nicht bereit sind, sich damit auseinanderzusetzen, sollten Sie Begegnungen mit dem Ex vorerst vermeiden. Zur Not ergreifen Sie einfach die Flucht – aber so, dass er nichts merkt!

Und wann können Sie sich wieder sehen? Wie bereits gesagt, sollten Sie unmittelbar nach der Trennung erst einmal allen Kontakt zum Ex vermeiden. Wann Sie wieder bereit sind, ihm auf neutraler Ebene zu begegnen, hängt ganz davon ab, wie schnell es Ihnen gelingt, über Ihren Liebeskummer hinwegzukommen. Manche Menschen können schon nach wenigen Monaten wieder ganz normal mit dem Expartner umgehen, bei anderen wiederum dauert es über ein Jahr, bis sie die Trennung einigermaßen überwunden haben.

Ob Sie schon bereit sind, den Ex wiederzusehen, können Sie ganz einfach herausfinden: Wenn Sie wissen, dass Sie Ihrem Expartner bei einem bestimmten Anlass, zum Beispiel auf einer Party, begegnen werden, so stellen Sie sich dieses Treffen im Vorfeld vor. Wollen Sie überhaupt mit ihm reden? Sind Sie in der Lage, ein ganz normales Gespräch mit ihm zu führen, ohne Ihre ehemalige Beziehung anzusprechen oder sich danach vielleicht sogar wieder Hoffnungen zu machen? Oder wäre es Ihnen lieber, ihn gar nicht erst zu sehen, weil dies nur wieder alte Wunden aufreißen würde?

Wer sich über solche Dinge bereits vor einer möglichen Begegnung Gedanken macht, ist auf die Situation vorbereitet und hat seine Gefühle etwas besser im Griff.

Wenn Sie dabei feststellen, dass Sie noch nicht zu einem neutralen Treffen mit dem Ex bereit sind, gehen Sie weiterhin auf Abstand, auch wenn das bedeutet, dass Sie eine Einladung ausschlagen müssen. Bitten Sie auch gemeinsame Freunde, Sie vorerst gar nicht erst einzuladen, wenn der Expartner ebenfalls anwesend ist. Versuchen Sie dagegen, dem Ex möglichst aus dem Weg zu gehen und meiden Sie Orte, an denen Sie ihm begegnen könnten. Lassen Sie sich hier auch nicht von Ihren Freunden unter Druck setzen (»Hab dich doch nicht so, er wird dich schon nicht fressen!«). Sie sind niemandem eine Rechtfertigung schuldig.

Je länger wir mit unserem Partner zusammen waren, umso mehr Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit gibt es: Da sind die unzähligen Fotos, die uns im Urlaub auf Gran Canaria, auf der Weihnachtsfeier bei den Eltern und beim Skifahren in Tirol zeigen. Da ist die Wohnung, die wir gemeinsam eingerichtet haben. Und da ist unser Freundeskreis, den wir uns gemeinsam aufgebaut haben. Im unserem Schmerz über die Trennung wollen wir die gemeinsame Vergangenheit zunächst am liebsten aus unserem Gedächtnis streichen und alles, was uns an den Ex erinnert, zerstören oder zumindest in den Keller räumen. Und solange wir das Scheitern der Beziehung nicht richtig verarbeitet haben, wird sich daran auch nichts ändern. Wir sind immer noch so voller Wut oder Trauer um den Ex, dass wir die gemeinsame Zeit am liebsten ungeschehen machen würden. Doch leider geht das nicht. Anstatt weinend über den Urlaubsfotos zu sitzen oder den Kontakt zu allen Freunden abzubrechen, sollten Sie sich lieber mit den Gründen für die Trennung auseinandersetzen. Wer seinen Liebeskummer überwunden und die gescheiterte Beziehung verarbeitet hat, kann die Vergangenheit als das nehmen, was sie nun einmal ist: ein schöner Teil unseres Lebens, der zwar vorüber ist, uns jedoch auch zu dem gemacht hat, was wir heute sind, und uns so ein ganzes Stück auf unserem Lebensweg vorangebracht hat.

Und dann passiert es tatsächlich: Seit unserer Trennung ist nun einige Zeit vergangen, wir haben den ersten Schock überwunden und sehen wieder Licht am Horizont. Da erzählt uns eine Freundin: »Du, ich habe den Peter gestern Händchen haltend mit einer Blondine gesehen.« Und schon ist er wieder da, der alte Schmerz. Wie kann er es wagen, eine neue Freundin zu haben und glücklich zu sein, während wir noch um ihn trauern? Wer ist diese Frau? Ist sie hübscher, schlanker oder sonst irgendwie besser als wir? Und schon fühlen wir uns erneut zurückgewiesen. Solange der Partner auch alleine ist, okay – aber mit einer anderen Frau? Diese Vorstellung können wir nur schwer ertragen.

Machen Sie sich dabei klar, dass diese Situation nichts mit Ihnen zu tun hat. Ihr Partner hat die Trennung von Ihnen vielleicht schneller verkraftet und kann sich nun schon wieder neu binden. Er hat sich die Neue nicht gesucht, um Sie zu ärgern, sondern weil er ein Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit hat, das Sie ihm nicht mehr geben konnten. Er hat sich auch nicht deshalb eine blonde Freundin gesucht, weil Sie dunkle Haare haben, sondern weil er sich in diese Frau verliebt hat. Und ganz ehrlich: Die Situation wurmt Sie doch nur, weil Sie immer noch solo sind. Wenn an Ihrem Arm ein attraktiver Mann hinge, würde Ihnen die Neue Ihres Expartners doch nur ein mildes Lächeln entlocken. Gönnen Sie ihm sein Glück, auch das Ihre wird sich wieder einstellen. •

Titelfoto: Tatiana Vavrikova