Khalil Gibran


 

Liebe Lovebirds,

einer der ganz großen Texte der Literatur zum Thema „Ehe“ stammt aus dem berühmten Buch „Der Prophet“ des libanesischen Dichters Khalil Gibran. Was er geschrieben hat, könnt Ihr hier lesen, aber wenn Ihr auf den Reiter SEHEN geht, dann könnt Ihr diesen Text auch hören. Der Schauspieler Martin Ploderer, der für seine epochalen Aufnahmen (z.B. Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit) berühmt ist, hat ihn extra für Euch eingelesen. Ich wünsche Euch viel Freude an dem, was Eure Augen und Ohren nun zur Ehe erfahren werden.

Eure Julia.


 

 

Khalil Gibran, Über die Ehe

 

Danach erhob Almitra erneut ihre Stimme und fragte: Und was ist mit der Ehe, Meister?

Und er antwortete und sprach:

Ihr wurdet zusammen geboren, und ihr werdet für immer zusammen sein.

Ihr werdet zusammen sein, wenn die weißen Schwingen des Todes eure Tage zerstieben.

Ja, selbst im stillen Gedenken an Gott werdet ihr eins sein.

Bewahrt euch aber doch Raum in der Gemeinsamkeit.

Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.

Liebet einander, doch lasst die Liebe nicht zur Fessel werden:

Lasst sie lieber ein wogendes Meer zwischen den Gestaden eurer Seelen sein.

Füllt einander den Becher, doch trinkt nicht aus demselben Kelch.

Reicht einander von eurem Brot, doch esst nicht vom selben Stück.

Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, doch lasst jeden von euch auch allein sein, so wie die Saiten der Laute für sich sind und doch durch dieselbe Musik zum Schwingen kommen.

Verschenkt eure Herzen, doch gebt sie nicht in des anderen Obhut, denn die Hand des Lebens allein vermag sie zu halten.

Und stellt euch zusammen, jedoch nicht zu nah beieinander, denn auch die Säulen des Tempels stehen einzeln da und Eiche und Zypresse wachsen nicht im gegenseitigen Schatten.

 


 

 

 

Foto: © stock.adobe.com-Jacob Lund